Zeiten ändern sich. Früher wurde viel Bier getrunken, jetzt geht der Trend mehr zum Wein. Auch bei uns in den Allgäuer Bergen. Eine grandiose Auswahl, ein Wein-Dispenser oder gar der eigene Weinberg: Die Journalistinnen Stefanie Böck und Silke Lorenz waren total beeindruckt von so viel Leidenschaft in drei AllgäuTopHotels, obwohl das Allgäu ja gar keine typische Weingegend ist. Eigentlich… aber Zeiten ändern sich bekanntlich.
„Das ist unsere neu gestaltete Weinlounge“, sagt Lucas Böhle, Direktor im Hotel Sommer , stolz und führt mich in einen großen, länglichen Raum. In der Mitte lädt eine massive Holztafel mit hellgrau gepolsterten Hochlehnern zum gemütlichen Plausch ein. An den Seiten sind kleinere Tische und Sessel platziert. Bodentiefe Fenster lassen viel Licht hinein.
Das Herzstück der Weinlounge am anderen Raumende ist erst seit kurzem im Einsatz: der Wein-Dispenser
restaurant-bar/kulinarische-highlights. In dem maßgeschneiderten Schrank werden je sieben Rot- und
Weißweine perfekt temperiert angeboten. Quasi wie ein offener Ausschank. In den Fächern darüber stehen schön aufgereiht mundgeblasene Weingläser bereit, filigran und leicht. Das macht das Ganze gemütlich.
„Die Bedienung ist ganz einfach. Man steckt seine Zimmerkarte in den Dispenser und wählt sowohl aus den 14 Sorten wie auch aus drei Größen aus, vom Probierschluck bis zum gefüllten Glas. Man hält sein Glas unter den jeweiligen Zapfhahn und drückt auf den Knopf“, erklärt mir Lucas Böhle und demonstriert sogleich die Handhabung. Die verkostete Menge wird aufs Zimmer gebucht und bei Abreise bezahlt.
Wein zum Zapfen … das hat ja nicht jedes Hotel. Wie kommt das denn an? „Sehr gut! Die Gäste schätzen es, verschiedene Weine, darunter auch Raritätenweine, glasweise testen zu können und nicht gleich eine ganze Flasche bestellen zu müssen“, meint der Hoteldirektor. Manche genießen hier schon nachmittags ein Gläschen, andere erst nach dem Essen zum Ausklang des Abends. „Die Weinlounge ist sozusagen unsere erweitere Hotelbar. Man kann auch Cocktails bestellen, sich von unseren Mitarbeitern weinmäßig beraten lassen – oder eben selbst zapfen und probieren.“
Ein Wein-Tasting in der Lounge hat bereits stattgefunden, weitere sind geplant: „Dafür sind wir technisch bestens gerüstet, so dass wir über eine Webcam zum Beispiel unseren Winzer live von seinem Weinberg direkt auf unseren Bildschirm in der Weinlounge zuschalten können.“
Die lange Holztafel macht es leicht, über den Wein und seine Geschmäcker schnell ins Gespräch zu kommen. Jung und Älter, Familien und Paare, der Gastgeber mit seinen Gästen. Lucas Böhle nimmt sich die Zeit und hört genau hin, was sie toll finden oder wo sie kleine Kritikpunkte haben.
Der Hoteldirektor trinkt selbst gerne ein Gläschen Wein. Diesen Genuss möchte er auch mit seinen Gästen teilen, und so lädt er jeden Mittwoch zum „Aperitif-Abend“ ein. Dort stellt Lucas Böhle allen Interessierten vor allem die Hausweine vor. Sie werden für alle Hotels der „Lerch Genusswelten“ – zu denen seit 2021 auch das Hotel Sommer gehört – exklusiv produziert. Wie etwa der Riesling „Julia“, benannt nach der älteren der beiden Töchter des Hauses. Und mittlerweile eines der Lieblingsweine der Gäste.
Hotel Sommer
Weidachstraße 74
87629 Füssen
Tel. 08362.9147 0
www.hotel-sommer.de
Besser geht’s nicht: 350 Weine zur Auswahl, von der unbekannten Rarität bis zum populären Luxus. Im Restaurant im Hanusel Hof in Hellengerst stehen zahlreiche Jahrgänge vielzähliger Anbaugebiete in Europa in sämtlichen Farben und Geschmacksrichtungen auf der Karte.
Jede einzelne aufgeführte Flasche ist vom Chef persönlich ausgewählt und probiert. Nein, mehr noch: Von einem ganzen Team „er-schmeckt“. „Ich fahre jedes Jahr drei Tage mit unserer Sommelière, meinem Sohn – ein Jungsommelier - und unserem Küchenchef in ein Anbaugebiet und wir probieren 80 bis 90 Weine – pro Tag“, erzählt Wolfram Rainalter, als ob das selbstverständlich wäre.
Seine Leidenschaft beeindruckt. Die große Weinkarte auf meinem Schoß überfordert mich dagegen ein wenig. „Was trinken Sie gerne?“, fragt der Hotelchef neugierig. Ich hab‘s befürchtet. Mir schießt das Blut in den Kopf. Mein Herz pocht schneller. In wenigen Sekunden ist klar: Ich habe von Wein praktisch keine Ahnung.
Unsicher stammle ich „Weißwein… trocken?“ Zu meiner Überraschung bin ich von jetzt auf gleich Wolfram Rainalters Lieblingsgast. Denn: „Das Einzige, was ich schöner finde, als einen guten Wein zu trinken, ist einen zu empfehlen.“
In Fällen wie meinem bringt man beim Hanusel Hof eine Flasche aus der Kategorie „offen“ an den Tisch. Der Gast darf einen Schluck probieren. Und wenn’s noch nicht der richtige ist, darf er auch nach einer zweiten oder dritten Sorte fragen. Es sei ganz egal, dass ich von der Weinkarte nur einen Bruchteil kenne: „Einfach drauf einlassen und genießen“, rät mir Wolfram Rainalter. Falsch machen könne man hier praktisch nichts.
Mit der Kombination aus feinsten Speisen, heute zarte Ochsenbäckchen, und mit Weinen in herrlichen Worten „mit einer feinen Note von Brombeere“ ziehe ich plötzlich sogar am helllichten Vormittag eine Verkostung in Betracht. Abends mache das natürlich mehr Sinn, sagt der Hotelchef.
Zum Beispiel eine Auswahl passend zu jedem einzelnen Gang im Menü, ein Themengebiet bei einer individuellen Weinbegleitung oder bei der großen Weinprobe im Herbst, bei der neue und bewährte Sorten von den Gästen blind verkostet werden. Aus den umfangreichen Geschmacksanalysen werden Noten vergeben. Das Ergebnis fließt in die Weinkarte ein: „Sie spiegelt am Ende den guten Geschmack unserer Gäste wider.“
Das schafft eine gewisse Beständigkeit auf einem hohen Niveau. Denn eins ist nach einem Besuch im Hanusel Hof klar: „Trends entwickeln sich beim Wein nur langsam.“ Wolfram Rainalter, der vor 30 Jahren noch lieber ein Weizenbier zum Essen bestellte, hat sein Ohr immer am Puls der Zeit. Über die Jahre, über enge und freundschaftliche Kontakte zu Winzern und über viele Besuche auf Weingütern entwickelte er sich zum Experten.
Ein Wort, das er gar nicht gerne hört. Lieber spricht er von seiner unendlichen Neugier, von „komplexen Strukturen“ und „Texturen“. Von Schwere, von gewaltigen Effekten von feinen Noten und Leichtigkeit. Und vom Hanusel Cuvée und von den Hanusel Selection Weinen, die es nur im Hanusel Hof gibt. Eine sichere Wahl, die Gäste (wie viele andere Weine auch) zu einem fairen Preis mit nach Hause nehmen können. Fazit: In diesem Hotel fühlt sich jeder wohl. Egal ob Weinkenner oder nicht. Hier gibt es höchsten Genuss – mit allerbester Empfehlung.
Hanusel Hof
Helingerstraße 5
87480 Weitnau-Hellengerst
info@hanusel-hof.de
Tel. 08378.92000
www.hanusel-hof.de
Es leuchtet verlockend am Eingang zum Restaurant: Stilvoll in Szene gesetzt lagern verschiedenste
Flaschen wohl temperiert in schräg zulaufenden Holzregalen. Die Vinothek im Bergkristall wartet mit über 450 Weinen auf, vornehmlich aus Deutschland, abgerundet mit erlesenen Tropfen aus Europa und Übersee. Eben das ist das Reich von Tobias Reuthebuch, der jeden einzelnen seiner Schätze in dieser beeindruckenden Vielfalt bestens kennt. So lädt der Restaurantleiter seine Gäste jeden Abend ein, ausgewählte Weine im offenen Ausschank zu verkosten.
Manche sind zögerlich und freuen sich über professionelle Beratung, andere haben klare Vorstellungen: Ein Rotwein soll es sein, aber kein deutscher. Tobias Reuthebuch bleibt gelassen: „Es gibt sehr wohl sehr gute deutsche Rotweine wie etwa trockene Sorten von der Mosel. Damit überrasche ich gerne unsere Gäste, und sie lassen sich ebenso gerne überraschen“, erzählt er und blickt ins Restaurant mit seinen bodentiefen Fenstern und herrlichem Panorama.
Selbstverständlich empfiehlt er auch die Weine zum genussvollen Abendmenü, die er vorher mit Küchenchef Andreas Krohn bis ins kleinste Detail abgestimmt hat. Da ist es beispielsweise überaus wichtig zu wissen, mit welchen Zutaten die Soße zubereitet wird. „Wir trinken beide gerne Wein und probieren öfter zusammen ein Schlückchen im Hinblick auf neue Kreationen“, verrät Tobias Reuthebuch mit einem Schmunzeln.
Die Liebe zum Wein ist ihm in die Wiege gelegt: die Mutter vom Kaiserstuhl, er selbst am Bodensee aufgewachsen. Nach seiner Ausbildung zum Hotelfachmann im Bergkristall bildet er sich in Sachen Wein immer weiter, arbeitet im Weinberg, verkostet Sorte um Sorte und ist seit 2018 stolzer Weinsommelier. Sein Fokus liegt auf kleineren Weingütern, die noch nicht so bekannt sind. „Zum Beispiel habe ich das Schweizer Rheintal entdeckt. Die Weine sind regional und sehr gut“, schwärmt Reuthebuch. In jedem Satz, in jeder Geste spürt man seine Passion, so unverstellt und authentisch wie eben das ganze Bergkristall.
Diese Lässigkeit erlebt man besonders bei einer Verkostung in der urigen Waldhütte, schon immer im Besitz der Gastgeberfamilie Lingg, nur wenige Gehminuten vom Resort entfernt. Bei guter Witterung sitzen die Gäste auf der Terrasse, blicken in die Allgäuer Berge, aufs Gehege von Hirsch Hansi samt Gefolge – und auf Tobias Reuthebuch: Stets gut gelaunt, galant und locker führt er durch ausgewählte Tropfen, ob Rotweine dieser Welt oder eine Reise um den Bodensee.
Gerade ist der Sommelier glücklich mit seiner neuen Glasserie: „Eine spannende Spielerei, denn aus jedem unserer drei unterschiedlich geformten Gläser schmeckt der Wein anders und weitaus intensiver“, meint er. Eine Erfahrung, die er mit seinen Gästen teilen möchte. Seine Expertise lässt er dabei immer bescheiden, nie aufdringlich einfließen.
Überraschen, mit Etiketten brechen, Neues kombinieren… das ist genau sein Ding. Startet man normalerweise mit einem Weißwein, serviert der 39-Jährige auch mal einen Roten zur Vorspeise. Bei der „Weinreise“ jeden Freitagabend präsentiert Tobias Reuthebuch seine Schätze aus der Vinothek: Für jeden Gang stimmt er exakt den Wein auf die Gerichte ab, alpenländisch-mediterran mit französischem Touch. Immer größerer Beliebtheit erfreuen sich auch passende alkoholfreie Weine. Der Sommelier empfiehlt und berät mit einer Leidenschaft, die typisch fürs Bergkristall ist – und ist erst hochzufrieden, wenn es auch seine Gäste sind.
Bergkristall - Mein Resort im Allgäu
Willis 8
87534 Oberstaufen
Tel. 08386.9110
www.bergkristall.de