Wasser prasselt, plätschert und beruhigt. Autorin Stefanie Böck hat in fünf Allgäu TopHotels ganz unterschiedliche Wassererlebnisse entdeckt – und alle ausprobiert! Wer Wasser mag, der ist hier richtig: In diesen fünf Allgäu TopHotels spielt das kühle Nass eine ganz besondere Rolle. Mal soll es Spaß machen, mal gesund. Und manchmal macht es sogar klüger…
„Wasser? Haben wir!“, sagt der Hoteldirektor in Lederhosen – und zeigt auf den Wasserhahn hinter dem Tresen der Hotelbar. „Hier zum Beispiel.“ Er grinst. Ich nicht. Ich versuche, ernsthaft zu recherchieren. „Gibt’s auch mit Kohlensäure“, legt er nach. Jetzt muss ich doch lachen. Dabei habe ich dieses geschichtsträchtige Hotel Prinz-Luitpold-Bad mit viel Ehrfurcht betreten. In dem Vier-Sterne-Haus von Hotelchef Armin Gross in Bad Hindelang spielt das Element Wasser nämlich eine sehr bedeutende Rolle:
Das Haus hat seinen Ursprung bei einer mit Schwefel versetzten Quelle im Berghang. Rund um die vor über 300 Jahren entdeckte Heilquelle entstand ein exklusives Hotel mit ehrwürdigen Details: mächtige Sessel, filigrane Schmiedearbeiten, schwere Tische, wuchtige Vorhänge – alles mit Historie. Oder zumindest einer amüsanten Geschichte. Zu dem edlen Komfort wird die wohltuende Wirkung von Bädern, Güssen und Bewegung im Wasser in diesem Haus vom ersten Tag an praktiziert.
Entsprechend respektvoll trete ich an das Thema heran. Armin Gross schlendert dagegen ganz lässig durch die Schwimmhalle mit Schwefelwasser zur Glastür mit dem geschmiedeten Fisch – auf direktem Weg ins sogenannte „Quelldorado“. Hier sind die Möglichkeiten praktisch unerschöpflich:
Erst ins Freibad mit dem Wasserfall? Oder lieber erst die Blockhaussauna und dann ab ins Tauchbecken? Oder ein Armbad mit Goldfisch nehmen, die wilden Natur-Wasserstufen durchwaten oder meine Füße in ein warm-kaltes Wechselbad stecken? Im Haus blubbert der Whirlpool verlockend... überall plätschert’s, sprudelt’s und rauscht es. Dagegen ist es im Raum für die professionellen Kneipp-Anwendungen richtig still. Neugierig erforsche ich eine geflieste Ecke ohne erkennbaren Sinn. „Und was kann man hier machen?“, frage ich. Als ich mich zum Direktor umdrehe, zielt Armin Gross mit dem (noch trockenen) Schlauch auf mich – die Hand am Hahn. Ich hechte zur Seite. Er grinst. Ich nicht. „Soll ich das ausprobieren?“, frage ich irritiert. „Wenn Sie möchten – gerne! Aber dann hole ich vielleicht besser unseren Kneipp-Therapeuten.“ Gute Idee. Leider ist der heute ausgebucht. Schade. In dem Fall nehm‘ ich den trockenen Humor des Hoteldirektors…
Ein Floß, ein Teich und ein Tau zum Rüberziehen. Cool. „Kann ich mitfahren?“, frage ich die Kinder, die eben noch am Familotel Allgäuer Berghof in Gunzesried vergnügt quietschend am Floßfahren waren. Jetzt kreischen alle panisch durcheinander: „Neiiiiiin!“ Ich gucke verdutzt: „Warum nicht?“ Stille. Dann meldet sich ein Junge zu Wort: „Wenn du hier draufstehst, gehen wir alle unter.“ So eine ehrliche Haut.
„Darf ich Ihnen noch etwas zeigen?“, fragt Karola Sieger vom Berghof-Team. Natürlich! Unser Ziel ist das neue Schwimmbad, das erst seit Anfang des Jahres in Betrieb ist. Als ich die neuen Hallen betrete, verschlägt es mir den Atem: „Ist das schön“, hauche ich. 3000 Quadratmeter geschmackvoller Wasserspaß pur. Ein riesiger Indoor-Pool für Schwimmer, ein Outdoor-Pool mit Infinity-Edge zum „in die Berge schwimmen“, ein großzügiger Nichtschwimmerbereich mit Quietsche-Enten-Rennkanal, Springbrunnen und kleinem Wasserfall, eine Dreierrutsche zum Wettrutschen, ein Warmwasserbecken, Babyschwimmen, Schwimmkurse – einfach alles.
Egal ob Baby, Kleinkind, Teenager, Mutter oder Oma – der Spaß nimmt hier kein Ende. Wer nach so viel Vergnügen eine Pause braucht, kuschelt sich mit seiner Familie in eine quadratische und gepolsterte Kuschel-Koje mit Kissen. „Das sind unsere Kuschelecken für Familien“, sagt Karola Sieger. Sehen total bequem aus – aber jetzt will ich mich erstmal amüsieren. Freudig steuere ich auf das Highlight der neuen Badelandschaft zu: die Riesenrutsche. Ab durch die Dusche, die quakt, sobald man sie betritt und rauf auf den Aqua-Racer. „83 Meter Spaß“ verspricht mir Karola Sieger.
Am Start zweifle ich kurz an dem Vergnügen: Da steht zwischen vielen Warnhinweisen „Orientierungsverlust möglich“. Das dunkle Loch, das das ganze Wasser schluckt, vermittelt mir Ähnliches. Was Kinder schaffen, kann ich auch, oder? Aus beruflichen Gründen bin ich tapfer und schwinge mich in die Fluten. Dann geht alles ganz schnell: erst ist es dunkel, dann geringelt, dann hell, dunkel mit Streifen, hell, dunkel mit Karos, ganz hell, dunkel mit Fischen und dann „wwwwwooosch…“ sause ich ins Auffangbecken. Cool. Nochmal! In diesem Schwimmbad kann man locker auch Allgäuer Regentage aushalten. An diesem sonnigen Nachmittag verlasse ich mit nassen Haaren und viel Adrenalin im Blut den Allgäuer Berghof – so ein Spaß. Auf dem Weg zum Parkplatz entdecke ich dann noch das Allerbeste: Das coole Floß ist endlich frei…
Bei der Anfahrt bietet sich mir ein kurioses Bild: Ein großes Auto mit der Aufschrift „Wasserwacht“ steht am Ufer. Dahinter: kein See. „Der Forggensee ist im Moment nur zum Teil aufgestaut“, erklärt mir Daniel Stengle vom Hotel Sommer in der Nähe von Füssen. Schuld daran ist die erste Staudammsanierung seit 64 Jahren. „Ohne hätte es ein großes Unglück gegeben“, ist sich Stengle sicher. Deshalb ist diesen Sommer alles anders.
Wo normalerweise karibisch-blaues Wasser vor einer herrlichen Bergkulisse funkelt, macht sich jetzt an vielen Stellen eine Art Mondlandschaft breit. Ein Problem? „Nein. Die meisten unserer Gäste lassen sich begeistern von den Möglichkeiten“, sagt Daniel Stengle. „Wo sonst kann man Picknick mitten in einem See machen? Oder ein Stück durchradeln?“ Recht hat er. Der Optimismus des jungen Mannes wirkt irgendwie ansteckend. Nach einem kurzen Gespräch will ich sofort auf historische Spurensuche gehen. Denn was hier vor 64 Jahren geflutet wurde, kommt jedes Jahr über die Wintermonate ans Licht: Grundmauern von Gutshöfen, eine Brücke und eine alte Römerstraße. Auch die Natur verrät spannende Details: „Es gibt Führungen, die Millionen Jahre alte Spuren erklären.“
Ich stehe allein, ohne Experten, im See. Vor mir breiten sich interessante Formen aus: Ganz hinten ist es blau, vor mir hat das Wasser einen wellenförmigen Untergrund hinterlassen. Mitten in den sehenswerten Rillen sitzen zwei Enten. Mit etwas Glück schippern hier in Kürze wieder zwei Dampfer über den 15 Quadratkilometer großen, komplett gefüllten See mit der ungewöhnlichen Farbe: Das milchige Grün-Blau entsteht durch mineralische Partikel, die aus dem Gebirge angespült werden. Das besondere Wasser und die einmalige Lage ziehen Segler, Surfer, Kajakfahrer und Badegäste an.
„Schade“, beschwere ich mich zurück im Hotel halb im Spaß bei Daniel Stengle. „Eigentlich wollte ich einen Köpfsprung ins blaue Wasser machen.“ Der Marketing-Chef lächelt souverän und nimmt mich mit in den edlen Wellnessbereich des Hauses: „Kein Problem! Hier unser Außenbecken mit Salzwasser und hier Indoor-Pool mit riesigen Panoramafenstern bis zur Decke.“ Na gut, denke ich. Optisch ist es fast wie draußen schwimmen – nur ohne Enten. Und die Fliesen mit dem schönen Schriftzug schimmern auch herrlich blau. Geht doch… gebucht!
„Hier brauchen Sie jetzt ein bisschen Fantasie“, sagt Isabel Stadler, als wir durch den Wellnessbereich des Hotels Bergkristall in Oberstaufen schreiten. „Wir erweitern im Moment unser Außenbecken. Den Pool ziehen wir raus. Hier entstehen 20-Meter-Bahnen, in denen unsere Gäste richtig sportlich schwimmen können.“ Meine Fantasie reicht völlig aus, um zu erkennen, dass hier ein herrliches Wassererlebnis entsteht. Sobald das Becken gefüllt ist, wird der Wasserspiegel des Pools mit der Kante abschließen. Wer sich im Wasser bewegt, hat das Gefühl, schwerelos Richtung Berge zu gleiten.
Ein imposantes Spektakel – denn gegenüber dem Bergkristall türmt sich die mächtige Nagelfluhkette auf. Dieses Naturschauspiel bietet nicht nur optisch und vom Hotel aus viele Möglichkeiten für Wasser- und Wanderfans: „In nächster Nähe gibt es viele kristallklare Bergseen, Wasserfälle und der Bodensee ist auch nicht weit“, erzählt Isabel Stadler. Wer das Hotel nicht verlassen und trotzdem die belebende Wirkung des Wassers genießen will, ist im Kneipp-Bereich des Hotels genau richtig. Hier sind die wohltuenden Fußbäder intelligent ausgeleuchtet: Rot für warm und Blau für kalt. „Die Becken sind ebenfalls Original-Nagelfluh“, erzählt Isabel Stadler, während sie über die interessante Anordnung aus geschliffenen grauen Steinen streicht.
Ihr Lieblingsdetail in Sachen Wasser sei aber ein ganz anderes. „Jedes Zimmer ist bei uns mit einer Glaskaraffe ausgestattet, in der drei Edelsteine das Wasser aus unserer eigenen Quelle beleben.“ Ein Amethyst, ein Rosenquarz und natürlich ein echter Bergkristall sollen dafür sorgen, dass das Wasser besser vom Körper aufgenommen und verarbeitet wird. Und nicht nur das: „Das schmeckt ganz anders. Unheimlich erfrischend“, sagt Isabel Stadler, die selbst immer eine Karaffe mit dem Edelsteinwasser an ihrem Arbeitsplatz stehen hat.
Weil ich ja nicht hier arbeite und auch leider nicht über Nacht bleibe, zapfe ich mir im SPA-Bereich ein Glas Wasser, das dort auf Knopfdruck aus einem eleganten Hahn aus der Decke in ein Nagelfluhgesteinsbecken sprudelt. Natürlich auch direkt aus dem eigenen Brunnen. Und tatsächlich: Schmeckt auch ohne Kristalle sehr erfrischend und irgendwie nach Urlaub. Oder liegt das an der entspannten Atmosphäre in diesem Haus?
Alexandra Hörmann spricht leise. Gut hörbar, aber ganz ruhig sagt sie: „Ich zeige Ihnen das Haus.“ Fast so, als ob sie die erholsame und kostbare Stille, die im Schüle’s Gesundheitsresort und SPA in Oberstdorf herrscht, nicht vertreiben will. Ich passe mich an und flüstere zurück: „Gerne. Bitte gehen Sie voraus.“
Wir gehen langsam, schlendern fast durch die Gänge, schreiten ein großzügiges Treppenhaus hinab und bleiben an einem Indoor-Kneipp-Becken stehen. Mit würdigem Abstand, denn ein Gast wird gerade in Sachen Wassertreten beraten. Da wollen wir natürlich nicht stören. „Wir bieten in unserem Haus kompetente Beratung zu allen fünf Aspekten, die der Gesundheit dienen“, fährt Alexandra Hörmann fort. Laut Kneipp sind das Wasser, Pflanzen, Bewegung, Ernährung, Balance. Vor allem Punkt eins interessiert mich: Wasser.
Ich entdecke hinter mir einen hochmodernen Raum mit quadratischen Becken auf Kniehöhe und länglichen Becken auf Hüfthöhe. „Hier finden Kneipp-Anwendungen wie Fuß- und Armbäder statt. Nur unter Anleitung und immer am frühen Vormittag.“ Draußen, in der großzügigen Gartenanlage finde ich Wasser, das auch zur Mittagszeit erfrischt: einen fantastischen Naturteich vor einem atemberaubenden Panorama. Der Name: Panoramaquell. Wie passend, denke ich und will gerade über die großen Steinstufen in das kühle Nass steigen, als ich eine Art Tor auf einem Holzsteg entdecke.
Alexandra Hörmann zeigt mir wie’s geht: „Hier drauftreten“, sagt sie und bedient einen Knopf in den Holzdielen mit dem Fuß. Sekunden später tropft ganz ruhig aus der oberen Metallleiste ein Sommerregen auf den Steg. Nicht prasselnd, sondern ganz dezent fallen dicke Tropfen auf meine Haut. Leicht erfrischt steige ich jetzt endlich in den Naturteich. „Die Pflanzen reinigen das Wasser – ganz ohne Chemie“, erklärt Alexandra Hörmann. Das sieht man: Ich schwimme in völlig klarem Bergwasser.
In kleinen Buchten sorgen Pumpen für Bewegung und kleine Wellen. Ein imposanter Edelrostbrunnen aus Stahl lenkt frisches Wasser wie bei einem Aquädukt stufenweise in den Teich. Es plätschert gleichmäßig. Ich lasse mich treiben, mache ruhige Züge, gleite durchs Wasser und komme zur Ruhe. Dem Ambiente angepasst, steige ich so anmutig ich kann aus dem Teich und nehme auf einer der großzügig arrangierten Liegen Platz. Angenehm abgekühlt und völlig entspannt beobachte ich die regungslose Bergbahn am Nebelhorn. Selbst die Gondeln machen Pause… wie erholsam.