Es ist nie zu spät. Wir können uns jeden Tag neu entscheiden, nachhaltig zu leben. Und wenn es immer nur ein kleines Stück, eine kleine Veränderung in unserem Verhalten ist. Die wunderschöne Allgäuer Natur bietet dafür den perfekten Rahmen. Auch deshalb liegt den Allgäu Top Hotels Nachhaltigkeit sehr am Herzen, wie Autorin Silke Lorenz bei ihrem Besuch in in fünf Häusern erfahren hat.
„Wir sind ein Familienbetrieb seit Generationen und für die nächsten Generationen. Noch dazu inmitten der Allgäuer Natur. Allein das verpflichtet ja schon zur Nachhaltigkeit“, meint Simone Berwanger, die für Rezeption und Marketing zuständig ist.
Vor dem Haus leuchten zwei grüne Streifen: Die beiden Schnell-Ladestationen warten auf die E-Autos von Gästen. In der Tiefgarage gibt es weitere Ladestationen, auch für E-Bikes. Wir tauchen ab in die Katakomben des Hotels. Dort hat das Blockheizkraftwerk seinen Platz. Mit Erdgas betrieben erzeugt es Strom und Wärme, vor allem für den Eigenverbrauch. „Unsere Energie-Optimierungsanlage koordiniert die einzelnen Geräte und senkt dadurch die Spitzenlast. Wenn mehr Strom gebraucht wird, als wir selbst herstellen, wird das durch Ökostrom ergänzt“, erklärt mir Simone Berwanger.
Auf dem Weg nach oben kommen wir an der kleinen Wäscherei vorbei. „Wir haben unsere eigene Wäsche und reinigen sie auch bei uns im Haus. Das spart lange Wege und Benzin.“ Um den übermäßigen Verbrauch einzuschränken, bekommt jeder Gast seine Wellness-Handtücher auf seinem Zimmer. Die nimmt man schön in einer Tasche verpackt mit in Sauna und Schwimmbad. Die Handtücher werden auf Wunsch gewechselt, die Bettwäsche alle drei Tage.
Natürliche Materialien wie Holz und Filz geben den 42 Zimmern im „Berwanger Hof“ ein gemütliches Flair. Bewusst wurde auf die oft üblichen Mini-Kühlschränke verzichtet. „Das muss nicht sein, das ist unnötiger Strom- und Energieverbrauch. Außer ein Gast wünscht sich ausdrücklich einen eigenen Kühlschrank, dann erfüllen wir das selbstverständlich“, sagt Simone Berwanger.
Der Blick durchs Fenster fällt auf den Kräutergarten. Hier bedient sich der Küchenchef nach Lust und Laune, um die Gerichte schön schmackhaft zu machen. Alle Lebensmittel kommen aus der Region, so nah wie möglich: das Wild am liebsten aus der heimischen Jagd, der Honig vom Imker aus dem nächsten Dorf oder eben der eigene Heu-Schnaps. Die Philosophie der Berwangers: „Wir sind kein zertifiziertes Öko-Hotel, aber wir möchten Nachhaltigkeit leben und praktizieren, wo es möglich ist.“
Hotel Berwanger Hof im Allgäu
Niederdorf 11
87538 Obermaiselstein
Tel.: +49 8326 36330
Fax: +49 8326 363336
info@berwangerhof.de
www.berwangerhof.de
„Ich bin ein großer Fan davon, mir Sachen genau anzuschauen und dann zu überlegen, wo ich selbst etwas ändern und verbessern kann“, stellt Hotel-Chefin Bianca Schießl klar. Ihre Devise: sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen, aber nicht gleich alles und sofort umstellen und erneuern. So ist zum Beispiel das komplette Dach seit Mai begrünt, Schmetterlinge flattern dort herum.
Auch das Althergebrachte ein Stück weit zu bewahren, ist eine Art von Nachhaltigkeit. Zum Beispiel dass Möbel lange halten. Auch den täglichen Wäschewechsel hält Bianca Schießl für pure Verschwendung: „Wir beziehen die Betten bei einem zweiwöchigen Urlaub frisch in der Hälfte, Wellness-Handtücher nimmt jeder Gast von seinem Zimmer mit. Das entspricht doch eher einem Bio-Hotel.“
Die Gemüse- und Fleisch-Lieferanten aus der Region sind alle persönlich bekannt. Bereits 2002 haben sie komplett auf Buffet umgestellt. Der Grund: „Immer nur Steak oder Filet zu servieren geht nicht. Eigentlich sollte das ganze Tier verwertet werden. So haben wir gebratene Stücke aller Art am Buffet, die unser Koch den Gästen erklärt und empfiehlt.“
Landzunge, Slowfood, Bioland… die Lebensmittel im „Ifenblick“ sind zu 100 Prozent bio-zertifiziert. „Die erkennt man schon an der Verpackung“, grinst Bianca Schießl und zeigt mir Mehl, Reis und Couscous in braunen Papiersäcken. Obst und Gemüse gibt es nur nach Jahreszeit, nicht immer ist alles verfügbar. „Das muss man lernen und sich auch trauen umzusetzen. Die meisten Gäste akzeptieren das, weil sie selbst auf Bio-Produkte achten.“
Bis Mitte 2021 steigt das Bio-Hotel auf eine Pellet-Heizung um, unterstützt von einem gasbetriebenen Blockheizkraftwerk, um die Stromspitzen abzufangen. Auch Ladestationen für E-Autos sollen dann eingerichtet werden. E-Bikes kann man schon im Hotel leihen – Ökostrom fließt bereits.
Wichtig ist auch die Kooperation mit dem Naturpark Nagelfluhkette: Die Gäste lernen dort, respektvoll mit der Natur umzugehen. Rund ums Hotel sorgt Bianca Schießl, selbst Naturpark-Führerin, für Artenvielfalt: Mit ihrem Bruder hat sie 2400 Blumenzwiebeln gesetzt, der Rasen wird nicht ständig gemäht, die Disteln auf der Liegewiese bleiben stehen – Distelfink und Apollofalter freuen sich.
Bio-Berghotel Ifenblick
Gschwend 49
87538 Balderschwang
Tel.: 08328 924 70
Fax: 08328 924 7200
info@berghotel-ifenblick.de
www.berghotel-ifenblick.de
„Nachhaltigkeit sind für mich drei Säulen: ökologisch, sozial und ökonomisch“, meint Junior-Chef Thomas Mayr, sein Bruder Michael nickt zustimmend. Besonders wichtig ist den beiden die soziale Komponente: zufriedene Mitarbeiter mit Acht-Stunden-Schichten, individuell geregelten Frei-Tagen und Urlaub. „Wir alle wollen nicht ständig unter Dauer-Strom stehen“, sind sie sich einig.
Vieles in Sachen Nachhaltigkeit ist in der „Mittelburg“ schon immer selbstverständlich. Die hausgemachte Marmelade zum Beispiel gibt es in kleinen Schälchen, damit nicht zu viel übrig bleibt. Die Butter-Herzen im Eisbad werden ebenfalls selbst hergestellt, mit einer speziellen Maschine, die noch von Großmutter Margret stammt.
Alles wird nach Bedarf frisch angerichtet. Jeden Morgen sowie einmal pro Woche abends gibt es Buffet, ansonsten werden die vorab ausgewählten Gerichte serviert. So lässt sich die tatsächlich benötigte Menge an Lebensmitteln gut steuern. „Unserer langjährigen Küchenchefin ist es extrem wichtig, so wenig Essen wie möglich wegzuwerfen“, erzählen die Brüder. Auch sonst wird Müll vermieden, zum Beispiel gibt es Strohhalme aus Glas, Mehrweg- oder Glasflaschen.
Senior Karl Mayr begibt sich oft auf Streifzug nach frischen Zutaten. Zum Beispiel sucht er Pilze für die saisonalen Gerichte. Oder den Löwenzahn, den er zu Sirup, Likör oder Pesto verarbeitet. Die liebevoll verzierten Gläschen können die Gäste im kleinen Hotelladen als Erinnerung oder Mitbringsel erstehen.
Ein großes, gelbes „e“ auf dem Boden markiert die Stromtankstelle. Neben dem Eingang können Gäste ihr E-Auto aufladen. Die aktuellste Anschaffung: zehn E-Bikes zum Ausleihen. Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach produziert unter anderem den dazu nötigen Strom.
Die Mauer an der Terrasse neu verputzen, ein Kräuterbeet anlegen, betagte Möbel aufarbeiten – als begeisterte Handwerker wollen Thomas und Michael möglichst viel erhalten. Upcycling ist ihr Motto: „Der Fundus unserer Großmutter Margret an alten Stücken ist riesig. Wie der coole Sekretär, der perfekt in die Himmeleck-Suite passt. Oder die Kommode, die wir gerade herrichten. Das sind richtig stabile Möbel, die über Jahrzehnte halten.“ Die beiden haben viele Ideen, die Umsetzung dauert manchmal etwas, aber: Jeder Schritt zählt.
Vitalhotel Die Mittelburg
Mittelburgweg 1-3
87466 Oy-Mittelberg
Tel.:08366 / 180
info@mittelburg.de
www.hotel-mittelburg-allgaeu.de
Nicht nur die Hardware wie bestens ausgestattete Zimmer oder ein toller Wellness-Bereich ist für Hotelier Robert Frank wichtig, sondern vor allem die Software wie das tägliche Miteinander. „Wir waren schon immer ein Haus mit viel persönlichem Kontakt zu unseren Gästen, aber auch zu unseren Mitarbeitern“, erzählt er. So ist vor 13 Jahren das „Herzblatt“ entstanden: In dem kleinen, roten Folder stehen 17 Grundsätze ihrer Hotelphilosophie, die jeder Mitarbeiter vom ersten Tag an verinnerlichen sollte.
Zuverlässig und nachhaltig handeln ist für Robert Frank in erster Linie der respektvolle Umgang mit den Menschen, mit denen man zusammenarbeitet: Gäste, Mitarbeiter, Lieferanten. Aus diesem Grundgedanken wurde, noch weitaus mehr Punkte umfassend, die erste Gemeinwohl-Bilanz erstellt. „Gemeinwohl ist mein Wohl“ – unter diesem Motto engagiert sich Cora Bethke-Frank beispielsweise intensiv in der Ausbildung, seit Jahren arbeitet die Familie Frank hier eng mit der IHK zusammen.
Natürlich wird auch der Energie-Aspekt in der Gemeinwohl-Bilanz groß geschrieben. Den Strom aus der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach verbraucht das „Franks“ zu fast 100 Prozent selbst. Der Gasheizung vorgeschaltet ist ein Blockheizkraftwerk, das die Grundlast produziert. „Wenn wir künftig Zimmer renovieren, wird jetzt selbstverständlich an die Isolierung und an die Stromkreise gedacht, die zum Beispiel über die Schlüsselkarte gesteuert werden“, betont Robert Frank. Außerdem wurden drei E-Autos als Hotel-Fahrzeuge angeschafft.
„Für mich kommt erst Qualität, dann Regionalität, dann Bio“, beschreibt Robert Frank den Einkauf ihrer Lebensmittel. „Wir kaufen lokal und saisonal ein, wobei wir Regionalität der ökologischen Alternative vorziehen. Der Anteil der regionalen Produkte liegt bei etwa 85 Prozent.“
Der ehemalige Erd-Öltank wurde mehrmals ausgebrannt und ausgespült sowie mit Dachrinnen bestückt. Dort wird das Regenwasser aufgefangen, der Tank fasst 100.000 Liter. Das lohnt sich, wie man aus der Vogelperspektive besonders gut sehen kann: Nachhaltig bewässert grünt und blüht der Garten rund ums Hotel Franks wunderbar.
Hotel Franks
Gastgeber Familie Frank
Sachsenweg 11
87561 Oberstdorf im Allgäu
Tel.: +49 8322 7060
info@hotel-franks.de
www.hotel-franks.de
„Mir bedeutet Nachhaltigkeit sehr viel“, betont „Sonnenalp“-Chef Michael Fäßler. „Wir sind regional stark verwurzelt, zum Beispiel beim Einkauf unserer Lebensmittel. Saisonales Obst und Gemüse gibt es vom Bodensee. Milch, Eier, Käse, Fleisch und Wurstwaren kommen direkt von hier. Seit Jahrzehnten arbeiten wir mit hiesigen Handwerkern zusammen, die sich alle kennen.“
Zu 80 Prozent wird die „Sonnenalp“ das ganze Jahr über mit Hackschnitzeln beheizt. Im Sommer reicht das aus, im Winter unterstützt noch eine Öl-Heizung. „Wir haben ein ausgeklügeltes Gebäude-Leit-System, das Stromspitzen abfangen und ausgleichen kann“, erklärt Michael Fäßler.
Seit sechs Jahren gibt es die hoteleigene Wäscherei, ein Neubau nur drei Kilometer entfernt. In der 1000 Quadratmeter großen Wäschereihalle werden täglich sechs bis acht Tonnen Textilien für das „Sonnenalp Resort“ sowie andere Betriebe im Oberallgäu gewaschen und aufbereitet. Wasser aus dem eigenen Brunnen, Wärmerückgewinnung, Niedrigtemperaturen … dafür gibt es das Zertifikat „klimaneutrale Wäscherei“.
Auch die Häuser für die Mitarbeiter sind umweltfreundlich gestaltet: Betrieben mit Solarenergie und Tiefenwärme haben sie Passivhaus-Standard.
Natur in all ihren Facetten erleben, aber auch nachhaltig handeln – darauf ist das Aktiv-Programm abgestimmt. Für Erwachsene werden zum Beispiel Wanderungen, Yoga-Übungen im Freien oder Golf angeboten. Wer will, erkundet Berg und Tal per Rad: 80 E-Bikes in allen Größen stehen zum Verleih bereit. Die Kinder entdecken als Alp-Ranger die Natur: Sie backen Brot, stellen Honig her, gehen fischen, lernen Kräuter, Bäume und Tiere kennen.
„Mir widerstrebt diese künstlich produzierte Wegwerf-Gesellschaft. Statt ständig Neues zu kaufen richten wir Altes wieder her. Das mag zunächst mehr Aufwand sein, aber auf lange Sicht lohnt es sich. Sei es die Waschmaschine, die unsere Techniker mit Ersatzteilen reparieren“, sagt Michael Fäßler und schaut sich in der Hotel-Lobby um. „Oder sei es dieser alte Sessel, der noch von meinem Großvater stammt. Abgebeizt und mit Hirschleder überzogen passt er immer noch sehr gut hierher.“
Sport- und Kurhotel Sonnenalp
Sonnenalp 1
87527 Ofterschwang
Tel.: +49 8321 272 0
Fax: +49 8321 272 242
info@sonnenalp.de
www.sonnenalp.de/