Über Wurzeln, durchs das Hirsch-Gehege bis zum Bergsee: Unterschiedlicher könnten die geheimen Lieblingsplätze der Hoteliers im Allgäu kaum sein. Ihre ganz persönlichen Pausen verbringen sie in Hüttchen und auf außergewöhnlichen Sonnenliegen. Journalistin Stefanie Böck hat vier Gastgeber zu ganz besonderen Orten begleitet.
Alles klar – hier bleibe ich. Anschlusstermine? Einfach absagen. Denn: Gemütlicher wird’s nicht. Auf der Terrasse des Landhotels Alphorn in Ofterschwang stehen zwei absolut entzückende, von den Chefs selbstgebaute Hüttchen.
Die Eckbank in dem kleinen Räumchen ist mit flauschigem Fell bestückt. Die Wände sind isoliert in Filzoptik, in der Mitte stehen frische Blumen und ein lächelnder Cappuccino mit Keks. Dazu eine Aussicht mit gezuckerten Bergspitzen - verlockender könnte ein Platz kaum sein…
Hotelchefin Jana hat die zwei urigen Mini-Häuschen auf der großen Terrasse mit allem ausgestattet, was ein heimeliges Gefühl so braucht: Samtige Deko-Kissen und andere dezente Accessoires in zwei verschiedenen Stilrichtungen. „Ich hab‘ ein Hüttchen eher weiblich gestaltet mit Rose-Tönen und das andere eher männlich“, erzählt die Hotelchefin strahlend.
Handwerkliches Geschick? „Haben wir eigentlich beide nicht“, gibt Jörg Pöschl lachend zu. „Aber wir hatten große Lust, das für unsere Gäste zu bauen und haben viel dazu gelernt.“ Die Idee, zwei Häuschen auf der Terrasse vor dem Panorama der Allgäuer Alpenwelt aufzustellen, kam den beiden beim Blättern in einer Zeitschrift. „Wir haben ein Foto von bestuhlten Gewächshäuschen vor einem Restaurant gesehen.“
Glas im Allgäu? „Das geht natürlich nicht“, sagt Jörg Pöschl. „Die Dächer müssen eine hohe Schneelast aushalten und auch am Abend und bei Minusgraden kuschelig warm sein.“ Ein Probesitzen bei minus zehn Grad im Winter war laut Pöschls „absolut behaglich“. Dafür sorgen kleine Heizlüfter unter den Eckbänken.
Da fühlt sich sogar Simon wohl: Der einjährige Sohn des Hauses hat den neuen Lieblingsort der Familie höchstpersönlich eingeweiht. Mit einem Kinderstuhl bestückt gab es dort ein gemütliches Abendessen im allerkleinsten Kreis. „Unseren Gästen bieten wir natürlich den vollen Service an“, sagt Jörg Pöschl.
Egal ob Prosecco in der Nachmittagssonne oder Käsefondue am Abend mit Feuerschale vor der Hütten-Tür: Dieses Plätzchen zwischen Holzstapeln und Liegestühlen inklusive Alpenpanorama ist ein echtes Schmuckstück.
Leider muss ich mich davon jetzt verabschieden. „Noch einen hausgemachten Apfelstrudel?“, fragt mich Jana mit ihren strahlenden Augen beim Gehen. „Na gut“, hör‘ ich mich sagen. Schließlich entdeckt man nicht jeden Tag einen neuen Lieblingsplatz…
Landhotel Alphorn
Familie Pöschl
Kirchgasse 18
87527 Ofterschwang
Tel.: +49 8321 66340
E-Mail: info@landhotel-alphorn.de
www.landhotel-alphorn.de
Ich würde gerne eine kluge Frage stellen – aber ich kann nicht. Ich bin außer Atem. Der kleine Anstieg mit den interessanten Wurzeln oberhalb von Oberstaufen ist eine kleine Herausforderung für mich – jedenfalls in Verbindung mit einem Interview. „Da geht der Puls gleich mal rauf“, sagt Sandra Ammer lachend.
Sie Junior-Chefin des Naturparkhotels Diana kennt sich bestens aus mit Bergen. Die Beirätin des Naturparks Nagelfluhkette schlendert am liebsten ganz genüsslich durch die Natur.
„Wer zu schnell läuft, sieht gar nicht, was er alles verpasst“, sagt sie, bleibt stehen und zeigt am Waldboden auf ein hübsches Bündel kräftig blühender Buschwindröschen.
Der Weg zu ihrem persönlichen Lieblingsplatz führt direkt vom Hotel weg über den Kreuzweg hinauf auf den Kalvarienberg: Nach ein paar Stufen im Zick-Zack tauchen die Besucher in einen wildromantischen Tobel ein.
Vorbei an Mini-Wasserfällen geht es über den prachtvollen Panoramaweg oberhalb des Ortes in den Kapf-Wald Richtung Gipfel. Gipfel? „Nicht ganz bis rauf. Nur bis zu meiner Lieblingswiese“, sagt Sandra Ammer – und gönnt mir eine kurze Pause.
„Hier komme ich zur Ruhe“, sagt sie und platziert sich gekonnt auf einen Baumstumpf. Hinter ihr steht eine mächtige Tanne. Die Sonne scheint ihr ins Gesicht. Mir ist sofort klar: Das gibt Kraft. Und erdet. Passanten? „Trifft man hier ganz selten.“
Auf unserem Weg durch den Fichten- und Buchenwald mit skurril bemoosten Wurzeln begegnen wir kaum jemand. Der Pfad ist mal stufig, mal moosig, mal nadelig und mal gekiest – aber immer kurvig und eindeutig bezaubernd.
Am Ziel verschlägt es mir spontan ein zweites Mal die Sprache: Vor uns breitet sich in seiner ganzen Pracht der Hochgrat aus - mächtig, kantig, breit, massiv. Und so nah, als könnte man ihn anfassen. „Der schönste Berg der Nagelfluhkette“, sagt Sandra Ammer. Ich fühl mich wie in einer Postkarte.
„Wow“, entfährt es mir als ich meine Stimme wieder finde. So sieht echtes Glück aus. Oder? „Ein bisschen was fehlt schon noch“, sagt die junge Chefin. „Ein gutes Essen zum Beispiel. Ein Glaserl Wein dazu und die Lieblingsmenschen um mich herum.“ Aber dann sei es schon ziemlich perfekt.
Naturparkhotel Diana
Unterm Schloss 2
87534 Oberstaufen
Tel.: 08386 4880
E-Mail: info@diana-oberstaufen.de
www.diana-oberstaufen.de
Ist das noch am Hotel oder schon mitten in den Bergen? Die Antwort lautet: beides! Sabine Linggs Lieblingsplatz liegt eingebettet zwischen grünen Hügeln und imposanten Felsen nur knapp 100 Meter neben dem Vier-Sterne-Superior-Resort – direkt gegenüber der prächtigen Alpenkette.
„Die Berge schauen jeden Tag anders aus“, gerät Sabine Lingg ins Schwärmen. Ich staune parallel dazu über einen imposanten Kirschbaum, der am Rand des kleinen Hotelpfads steht. Darunter ein Holztisch. Ein perfekter Platz für eine Auszeit. „Hier können unsere Gäste einen Gourmetkorb bestellen und ganz ungestört picknicken“, sagt Sabine Lingg lächelnd. Ob sie wohl Gedanken lesen kann…?
Kurz darauf sind wir am Ziel: an einer geschwungenen Holzliege mit einer Aussicht zum Niederknien. „Schließen Sie Mal die Augen“, sagt die Gastgeberin, als ich genüsslich Platz nehme. Bei diesem herrlichen Bergblick? Ich folge ungern, bin aber wenige Sekunden später entzückt.
Die Sonne wärmt mir das Gesicht. Es summt und flattert, es zirpt und zwitschert. Irgendwo läuten Kuhglocken, es duftet nach Wiese und Wald. Als ich die Augen wieder öffne, wirken die kräftigen Farben des Allgäus noch intensiver. Kann es irgendwo schöner sein?
„Jawohl“, sagt Hans-Jörg Lingg zurück im Hotel. „Genau hier. Für mich gibt’s nichts Schöneres, als von der Terrasse unserem Hansi zuzusehen.“ Mein Blick folgt seinem Lächeln über die Brüstung vorbei am großen Outdoor-Infinity-Pool hinab in den Wildpark – und da steht die gesamte Herde.
Zwischen Hirsch-Badeteich und den grünen Hängen des Resorts finde ich sie - vom Kalb bis zum Platzhirsch mit dem mächtigen Geweih ist hier alles dabei. „Da ist der Hansi, schau“, sagt Hans-Jörg Lingg und strahlt. Das prächtige Tier schaut derweil gelassen in die Ferne. „Es gibt nichts, was mich mehr entspannt“, sagt der Hotelier, der hier immer wieder kurz innehält. Am liebsten aber in den Abendstunden: „Da steht die untergehende Sonne genau über dem Säntis.“
An kühleren Tagen beobachtet Hans-Jörg Lingg das Gehege vom stilvoll eingerichteten Atrium aus: Drinnen in wohliger Wärme verfolgt er die prächtigen Tiere durch die bodentiefen Panoramascheiben. Das stellt mich vor ein schwieriges Rätsel: Wo ist es denn jetzt schöner? Auf Sabines Liege direkt am naturhaften Nagelfluh-Gestein oder hier? Da hilft nur eins: gründliche Recherche. Ich gehe besser nochmal ganz in Ruhe probeliegen…
Hotel Bergkristall – Mein Resort im Allgäu
Willis 8
87534 Oberstaufen
Tel.: 08386 911-0
E-Mail: wellness@bergkristall.de
www.bergrkristall.de/
Königin Marie von Bayern war begeistert von Ihren Aufenthalten im Schloss Hohenschwangau oberhalb des Alpsees. Auch für Martin Helmer ist der See mit seinen vielen verschlungenen Wanderpfaden der schönste Platz in Schwangau. Ein paar Meter nach dem Bootsverleih wird der Trubel um die Königsschlösser weniger und man taucht ein in einen ganz besonderen Naturraum.
Foto: Alpsee (© Tourist Information Schwangau)
An warmen Sommertagen an das kühle Ufer des Alpsees zu radeln, ist ein Genuss. „Im Alpseekessel herrscht ein ganz besonderes Klima“, erzählt Martin Helmer. Am Museum der bayrischen Könige stellt er sein Fahrrad ab und wandert entlang dem Alpsee, vorbei an der historischen Badeanstalt, hinauf zum oberen Winterzugweg.
„Hier trifft man nur ganz selten wen“, sagt Martin Helmer, von hier reicht der Blick mitten in der Natur von den Königsschlössern bis zur Colomanskirche. Weiter schlängelt sich der schmale Weg über den Kitzbergweg hinunter wieder zum Uferweg des Alpsees mit Ziel Marienmonument.
„Diese Gedenktafel wurde für die Königinmutter errichtet, die Stelle war ihr Lieblingsbadeplatz. Marie von Bayern war eine tolle Frau: Bergnarrisch, wie man bei uns sagt. Sie trug damals schon unter dem Rock eine Art Wanderhose und war auf allen umliegenden Gipfeln in Schwangau“.
Genauso empfiehlt auch Martin Helmer als Schwangau-Kenner seinen Gästen die jeweils ideale Tour. Mit den hauseigenen Rädern erreicht man bequem den Startpunkt einer Wanderung. Dann geht es entweder auf kleine Gipfel, zum versteckten Seeufer oder zu einem kleinen Spaziergang nach dem Abendessen.
Besonders traditionsreich ist Hohenschwangau: „Die Wege um den Alpsee sind ein historisches Naturerlebnis“. Die von Hand angelegten Mäuerchen und Natursteinstufen sind für die Königsfamilie entstanden. „Eigentlich müsste es hier einen Denkmalschutz geben.“ Sagt Helmer, der bei geführten Wanderungen gerne geschichtliche Hintergründe und Anekdoten erzählt.
„König Ludwig war ein guter Schwimmer, in jungen Jahren ist er den Alpsee der Länge nach durchschwommen“, erzählt Martin Helmer beim zurück Flanieren am sonnigen Süduferhang des Alpsees. Auch er selbst nutzt gerne jede Gelegenheit, um mit dem Element Wasser in Berührung zu kommen. Ob beim Kneippen, Schwimmen oder beim Genießen der Aussicht auf die Seenlandschaft.
Manchmal ist das Schöne auch so nah, wie das Holzbänkle direkt oberhalb des Hotel Helmers in Schwangau. Durch den Hotelgarten, am Pavillon und dem Holzkneippbecken vorbei führt ein kleiner Steig hinauf zur idyllischen Aussichtsbank. „Auch von hier hat man einen einmaligen Blick auf den Schwanengau mit den Bergen und den Schlössern. Ganz entspannt - und ganz für sich.“ Ein echter Hochgenuss… findet der Hotelchef.
Hotel Helmer
Mitteldorf 10
87645 Schwangau
Tel.: 08362 98 00
E-Mail: info@hotel-helmer.de
www.hotel-helmer.de