Was passiert hinter den Kulissen eines Hotels? Wie funktioniert dort Physio? Was ist vormittags in der Hotelküche los? Wie sieht es in den Katakomben eines Hotels aus? Redakteurin Silke Lorenz hat Spannendes in drei AllgäuTopHotels entdeckt. Mal aus einer ganz anderen Perspektive.
„Wie bitte? Als Physio im Hotel?“ Nachdenkliche Pause. „Da massiert man doch hauptsächlich, oder?“ Sonja Hölzler lächelt: „Nein, ich arbeite wirklich als Physiotherapeutin.“ Seit 14 Jahren ist sie in der „Allgäu Sonne“ und hat dort die private orthopädische Reha aufgebaut.
„Beim Vorstellungsgespräch sind viele Kollegen erstmal überfordert von der Bandbreite an Therapie-Möglichkeiten, die ihnen offen stehen. Im Gegensatz zur freien Praxis draußen“, erzählt mir Sonja Hölzler. „Moderne Fitness-Geräte, Bewegungsbad, manuelle Therapie, Gymnastikraum, Gangschule drinnen und draußen – es ist ein großes Spielfeld.“ Die Patienten verbinden ihre Reha mit Urlaubsambiente, viele Stammgäste lösen regelmäßig ihr Physio-Rezept in der „Allgäu Sonne“ ein.
Sonja zeigt mir ihr Reich und strahlt dabei: keine engen Kabinen, sondern große Behandlungsräume. Keine Patienten im 20-Minuten-Takt, sondern 30 bis sogar 60 Minuten Zeit. Nicht nur ein, sondern bis zu sechs Termine pro Woche mit einem Patienten. Kein Studio ohne Fenster, sondern eine Fitness-Welt mit tollem Bergpanorama. Kein Wunder, dass sie hier gerne arbeitet!
Als Leitung der Reha gehört natürlich auch viel Bürokratie zu ihrem Alltag: Befunde dokumentieren, Termine vereinbaren, Rezepte abrechnen, das Qualitätsmanagement im Blick haben, kurze Meetings mit dem Allgemeinarzt direkt im Haus oder mit dem orthopädischen Chirurgen in der Klinik in Lindau, individuelle Behandlungen ausarbeiten… all das erledigen Sonja Hölzler und ihr Team im Hintergrund.
Tut sich eine kleine Zeitlücke auf, wie jetzt gerade, probiert die 50-Jährige schnell mal eine neue Übung aus. Zum Beispiel am „Arm-Fahrrad“, das die Schulter trainiert. Vielleicht hilft das ihrem nächsten Patienten?
Jederzeit diese Möglichkeit zu haben – überhaupt Zeit zu haben –, das schätzt Sonja Hölzler am allermeisten an ihrer Arbeit im Hotel: „Wir können dem Patienten körperliche Zusammenhänge in Ruhe erklären, Übungen zeigen und ausprobieren. Im Urlaubsmodus sind viele einfach offen und entspannt für die Therapie.“
Kontakt:
Kur- & Sporthotel Allgäu Sonne
Stießberg 1 - 87534 Oberstaufen
Tel.: +49 8386 702 0
Fax: +49 8386 702 7826
E-Mail: info@allgaeu-sonne.de
„Am liebsten stehe ich abends genau hier, mitten im Getümmel am Pass“, lacht Sascha Kemmerer. Äh … Pass? Der gastronomische Leiter des Travel Charme Ifen Hotels klärt mich auf: „Das ist die Schnittstelle zwischen Küche und Service. Wenn ich annonciere: 2x Fisch, 2x Fleisch, 1x vegetarisch, wir richten weiter an. Dann will ich von meinen Leuten hören: Jawoll, Chef!“
Es ist 11 Uhr in der Center-Küche im Erdgeschoss, die drei Restaurants bedient: „Das Menü planen wir immer nur für drei Tage. So reagieren wir auf Marktangebote, garantieren Frische und bleiben flexibel im Kopf“, meint Sascha, seit 22 Jahren Koch und besonders stolz auf seinen Michelin-Stern, den er fürs Gourmet-Restaurant „Kilian Stuba“ erkocht hat. Den Hauptteil der Speisen für den Abend bereiten gerade neun Köche und fünf Azubis vor, im Topf brodelt ein Saucenansatz.
Wir laufen die Treppe nach unten ins Lager: „40 Kilo Butter und 20 Kilo Joghurt natur sind immer da. Pro Jahr verbraucht das Hotel 90.000 Eier, pro Monat etwa 850 Liter Rapsöl und täglich 15 Liter Sahne“, erklärt mir der 37-Jährige. Bei diesen Mengen bekomme ich große Augen. Im Tiefkühl-Raum hat es -13 Grad. Sascha stört das nicht. Er kontrolliert die aktuelle Fleischlieferung – und ärgert sich: drei unterschiedliche Haltbarkeitsdaten!
Oben ist Küchenchef Hans gerade mit dem Fleisch fertig und hilft jetzt, Rhabarber zu schneiden. „Alles steht und fällt mit deiner Mannschaft“, sagt Sascha. Er guckt in die Töpfe, schmeckt ab, zieht die Schublade fürs A-la-carte-Restaurant auf: alles parat, das Fleisch bereits schön portioniert.
In der Patisserie werden Süßspeisen kreiert, gegenüber brutzelt eine riesige Menge Hackfleisch. Die verschiedenen Posten arbeiten konzentriert, ab und zu fliegt ein Witz hinüber. Der Tageskühler füllt sich: Zur Mittags-Jause gibt`s Fleischpfanzerl. Sascha hängt am Telefon: „Ich wollte 8 Kilo Garnelen, nicht 8 Beutel.“ Er gibt Lagerist Sylvain Bescheid. Viel wird zwischen Tür und Angel geklärt. Pause! Ab halb sechs wird für bis zu 200 Gäste frisch gekocht. Die Anspannung steigt – Sascha ist glücklich.
Kontakt:
Travel Charme Ifen Hotel
Oberseitestraße 6 - 6992 Hirschegg
Information & Reservierung: +43 5517 / 608 678
Tel.: +43 5517 / 608 0
Fax: +43 5517 / 608 555
E-Mail: ifen@travelcharme.com
www.travelcharme.com/hotels/ifen-hotel
Im Restaurant „Genussreich“ an einem sonnigen Donnerstagnachmittag: Gut gelaunt begrüßt Juliane Rapp rund 15 Hotelgäste zur Hausführung. „Sie sehen gleich Bereiche, die Sie eigentlich gar nicht sehen dürfen und auch nicht müssen. Sie sind ja schließlich im Urlaub“, meint die Assistentin der Geschäftsführung mit einem Augenzwinkern. „Wir räumen nicht extra für Sie auf, sondern Sie kommen ins echte Leben.“
Unsere erste Station ist gleich nebenan, wo es schön kühl ist: Die Vinothek gibt es seit 2014. Neben Weinen lagern hier auch die Spirituosen für Cocktails und Longdrinks, erzählt uns der stellvertretende Restaurantleiter Jens-Christian Kirchner.
Weiter geht’s in die Küche. Es klappert, es duftet. „Wir haben heute Abend 169 Gäste“, erklärt Simon Schaller, der stellvertretende Küchenchef, und zeigt auf die Tafel über ihm. „Wir kalkulieren je nach Belegung des Hauses. Mehr Männer heißt, es wird mehr Fleisch bestellt. Frauen essen mehr Fisch oder vegetarisch.“
Wir verlassen den Gäste-Bereich. „Hier hört die Hotel-Romantik auf“, sagt Juliane Rapp. Vorbei an den Personalräumen und Magazinen führt uns ein langer Gang in die Tiefgarage: Die Einfahrt ist für Lieferanten, dort stehen Mülltonnen und Rollcontainer für Schmutzwäsche, weiter hinten das wichtigste Auto: der Jagd-Jeep der Hotelinhaber-Familie Lingenfelder. Junior und Senior erlegen gerne Wild – das dann frisch auf die Speisekarte kommt. Schließlich stehen wir direkt unter dem Schwimmbad, auf einmal rauscht es. „Über uns schwimmt einer, das ist das Schwallwasser“, lacht Juliane Rapp und hält eine Tablette hoch. „Wir chloren auf eine schonende Art. Sechs Haustechniker sorgen dafür, dass alles funktioniert.“
In der „Lilien Lounge & Bar“ begrüßt uns Hotelchef Florian Lingenfelder mit seinem Team von Rezeption, House Keeping und Küche. „Ich muss nicht verwalten, sondern ich darf gestalten“, meint er zum Abschluss mit Blick auf seine nächsten Bauvorhaben. Nach so vielen Geschichten haben wir uns den fruchtigen Cocktail verdient. Zum Wohl!
Kontakt:
Hotel König Ludwig
Kreuzweg 15 - 87645 Schwangau bei Füssen
Tel.: +49(0) 8362 889-0
Fax: +49(0) 8362 889-990
E-Mail: info@koenig-ludwig-hotel.de