Die einen haben das Hotel von den Eltern geerbt und gehen nun neue Wege, die anderen sind gar keine gelernten Hoteliers, haben dennoch etwas erschaffen, was aller, außer gewöhnlich ist – aber allen Gastgebern gleich: Sie brennen vor Leidenschaft, ihren Gästen unvergessliche Tage zu bescheren. Kommen Sie mit auf fünf kleine Lesereisen zu fünf außergewöhnlichen Gastgeberfamilien!
Dieser Mann wirkt so gar nicht wie ein Hotelier. „Bin ich auch ursprünglich nicht gewesen“, sagt Markus Rainalter und die Lachfältchen freuen sich. „Keiner von uns Brüdern ist aus dem Hotelfach.“ Anzug und Krawatte? Nein, danke! Dann lieber sportlich-elegant oder zu bestimmten Anlässen gleich in der Allgäuer Heimattracht. Apropos: „Unser Hanusel Hof ist in der schneefreien Zeit Golfhotel. Und ganzjährig Wellnesshotel“, erzählt der 46-Jährige Allgäuer. „Hanusel Hof“, welch merkwürdiger Name? „Hanusel kommt von Hanüssel, so sagte man früher zu Hagebutten.“ Hagebutten und Gäste haben eines gemeinsam: ziemlichen Weitblick, hier oben in Hellengerst, hoch über den Dächern von Kempten.
„Unsere Vorfahren waren Bauern“, erzählt Markus Rainalter. „Anfang der 70er Jahre gaben unsere Eltern dann die Landwirtschaft auf und vermieteten Ferienwohnungen.“ Guter Plan, bei der Lage! Als Markus und seine beiden Brüder dann erwachsen wurden, stellte sich die Frage, wie es langfristig weitergehen sollte. „Zum Golf kamen wir aus Zufall“, sagt der Hotelchef. „Ein Schottisches Regiment war bei uns stationiert. Wenn hier oben die Wiesen abgemäht waren, packten die Offiziere immer ihre Golfschläger aus und spielten. Daraus entwickelte sich dann die Idee: „Wir bauen einen Golfplatz!“ 1993 gründeten sie einen Golfclub, ein Jahr später feierten sie Eröffnung. Heute ist der Hanusel Hof das höchstgelegene Golfhotel im Allgäu.
„Mein Bruder Wolfram führt das Restaurant, ich das Hotel und mein Bruder Frank die Golfanlage“, erzählt Markus Rainalter. So hat jeder der drei Brüder seinen Bereich, strategische Entscheidungen treffen sie gemeinsam. So schaffen die Rainalters ganz automatisch auch bei ihren Gästen eine ausgesprochen familiäre Atmosphäre. Stichwort familiär: Nicole, die Frau von Frank, und Katja, die Frau von Markus, arbeiten auch Vollgas im Hotel und Golfclub mit – und die Eltern Gerti und Alois sind ebenfalls noch fleißig im Einsatz.
Und die junge Generation steht, um im Bild zu bleiben, zu fünft am Abschlag. „Mein Neffe Kilian ist jetzt 24 Jahre alt, war in Innsbruck auf der Tourismusschule und arbeitet derzeit in einem der Top-Betriebe in der Schweiz“, erzählt Markus Rainalter stolz. Der Platz wäre reif für ihn. „Wir würden uns alle freuen, aber wir zwingen niemanden. Das Wichtigste ist Spaß und Leidenschaft bei der Arbeit!“
Hanusel Hof
Helingerstraße 5
87480 Weitnau-Hellengerst
info@hanusel-hof.de
Tel. 08378.92000
www.hanusel-hof.de
„Herbergt gern! Das ist seit über 90 Jahren der Leitspruch unserer Familie“, sagt Karl-Arnold Schüle. „Unser Haus wurde von meinem Großvater 1930 als christliches Hospiz gegründet“, erzählt er mit tiefer, sonorer Stimme. Ein Hospiz damaliger (und grundsätzlich auch noch heutiger) Definition ist ein Beherbergungsbetrieb mit christlicher Hausordnung. „Mein Vater übernahm das Hospiz im Süden Oberstdorfs in den 50er Jahren und führte die Tradition der abendlichen Besinnung ein.“ Seit 1989 leiten Karl-Arnold und seine Frau Katrin in dritter Generation das Haus. Und aus dem Kneippkurhaus Christliches Hospiz wurde Schüle‘s Gesundheitsresort & Spa.
„Eines ist uns ganz besonders wichtig: Dass alle Mitarbeiter in einer höflichen, freundlichen und zuvorkommenden Art ihren Gästen und Arbeitskollegen gegenübertreten. Meine Frau und ich – und unser Sohn Sebastian, der die Gastgebertradition weiterführen will – leben unsere Werte tagtäglich vor. Das gelingt uns, wie uns die Gäste sagen, eigentlich ganz gut.“ Die Schüles legen allergrößten Wert darauf, dass die Gäste immer direkt mit Namen angesprochen werden. Ganz natürlich wird jeder Gast mit aufs Zimmer begleitet – so können auch schon erste Fragen beantwortet werden. Auch begrüßen die Schüles ihre Gäste traditionell-herzlich mit Handschlag. „Wir merken ganz schnell, ob der Gast das möchte oder lieber nicht.“
„Bei uns dreht sich vieles ums Thema Gesundheit. Und so habe ich 2003 den Begriff „Gesundheitsresort“ geprägt.“ Seither heißt das Vier-Sterne-Haus im Süden Oberstdorfs „Schüle’s Gesundheitsresort & Spa“. Extra viel Frei-Raum: Vom 2.600 m² großen Wellnessbereich hat man freien Blick auf die Allgäuer Bergwelt. In der Saunalandschaft Marinium, in der Entspannungslounge ZeitLOS und im exklusiven Ladies-SPA entschleunigt man in Rekordzeit. Und in puncto körperlicher und seelischer Erholung macht dem Schüle’s eh niemand was vor: Stichwort „Raum der Stille“.
„Achtsamkeit gehört ganz wesentlich zu uns“, sagt Karl-Arnold Schüle. So hat er die abendliche Besinnung professionalisiert. Evangelische Geistliche wohnen hier für zwei, drei Wochen und halten mit den Hausgästen allabendlich im kleinen „Raum der Stille“ eine 20-minütige Besinnung ab. „Manche Gäste sagen: Ohne dieses abendliche Ritual würden wir nicht mehr so gerne kommen“, erzählt der Gastgeber. „Und wir haben von vielen Gästen erfahren, dass sie hier wieder zum Glauben gefunden haben.“
Schüle’s Gesundheitsresort & Spa
Ludwigstraße 37-41a
87561 Oberstdorf
info@schueles.com
Tel. 08322.7010
www.schueles.com
„Wir sind eigentlich gar keine Hoteliers“, sagt Sonja Gilb und lacht. „Wir kommen beide aus dem Holzhandwerk. Albert ist Sägermeister und ich Schreinermeisterin Das Gelände, auf dem heute die neun Holz-Chalets und das Haupthaus mit Restaurant zwischen einem kleinen See stehen, war früher ein Sägewerk sowie ein Gast- und Übernachtungsbetrieb. „Wir wollten aber etwas Besonderes erschaffen. Als wir das Chalet-Konzept entdeckten, wussten wir: Das ist genau unseres! Also haben wir eines gebaut. Und sind heute stolz und dankbar.“ Natürlich steckt viel eigenes Holz, viele eigene Ideen – und viel Herzblut – darin.
Ein Dorf, mitten im Dorf. So ein Großprojekt funktioniert nur, wenn man wie Albert hier groß geworden ist und voll ins Dorfleben integriert ist. „Die Nachbarn freuen sich, dass das Sägewerk weg ist und es hier jetzt schön ruhig ist“, sagt der Burgberger. Der Aufbau des Chalet-Dorfs ging flott: „Am 6. März 2018 wurde das erste Haus aufgestellt, am 9. September kamen die ersten Gäste.“ Die Gilbs zeigten auch gleich an einem Tag der offenen Türe den Nachbarn und ganz Burgberg die Holzhütten. Und im Advent machen sie einen Christbaumverkauf für den guten Zweck. Das Alpzitt ist also überhaupt kein Fremdkörper im Dorf, sondern „atmet nach draußen.“
„Unsere Gäste wollen vor eines: Ruhe!“, sagt Sonja Gilb. Und die bekommen sie. Und noch dazu extra viel Frei-Raum. Es gibt drei verschiedene Holzhäuser: „S’Gmietlenè“ („das Gemütliche“), „S’Kommodè“ (das „Bequeme“) und „S’Bsundrè“ (das „Besondere“). Bei 60 bis 90 Quadratmetern Wohnfläche kann keine Hotel-Suite mehr mithalten. Und bei dem Luxus – Kachelofen, eigene Sauna, eigener Badezuber outdoors – eh nicht. Allen gemeinsam: echter Hüttenflair – aber mit allem Komfort.
Zum rundherum gelungenen Urlaub gehört es auch, sich in Sachen Kulinarik so richtig verwöhnen zu lassen. „Bei uns haben die Gäste die Wahl: selbst kochen, im Restaurant „Genusswerk“ im Haupthaus essen – oder sich das Wunschmenü direkt im eigenen Chalet servieren lassen“, sagt Albert Gilb. Auch sonst organisieren die Gilbs und ihr Team alles für ihre Gäste – vom persönlichen Yogalehrer über den Privat-Skilehrer bis zum Bergführer. Das Einzige, was es nicht gibt, nennt sich Animation …
Chalet-Dorf Alpzitt
An der Sägemühle 2
87545 Burgberg
info@alpzitt-chalets.de
Tel. 08321.220990
www.alpzitt-chalets.de
Diese Frau strahlt mit der Sonne um die Wette. Magdalena Kessler ist 28 und Hotelchefin. Nicht irgendwo, sondern „in der schönsten Sackgasse der Welt“. Nicht von irgendeinem Hotel, sondern vom ersten klimaneutralen Bio-Hotel in Vorarlberg. Die Rede ist vom Naturhotel „Chesa Valisa“ im Bergdorf Hirschegg im Kleinwalsertal. Das „Walserhaus“ blickt auf eine 500-jährige Geschichte zurück. Und die Kesslers sind seit 14 Generationen Gastgeber mit Herz. Diese ehrliche Herzlichkeit spürt man in der Sekunde, in der man das Naturhotel betritt. Und einen Magdalena Kessler anstrahlt.
Die „Alte Stube“ ist 500 Jahre alt. Die Kastendecke atmet Tradition und Gemütlichkeit. Rundherum ist das Vier-Sterne-Superior-Haus topmodern. „Wir haben 50 Zimmer“, sagt die Hotelchefin. „Und können 120 Gäste zum Strahlen bringen.“ Die Chefin kennt jeden Gast mit Namen. Direkt vor dem Haus führt der Dorflift hinauf auf einen südseitigen Sonnenhügel. „Wenn ein Skifahrer kommt, springt die Ampel auf Rot und die wenigen Autos müssen warten“. Dorfidylle wie aus dem Bilderbuch. Hier im Naturhotel Chesa Valisa gehen Tradition und Moderne eben keine Zweckgemeinschaft ein, sondern eine Liebesheirat. Und das spürt man nicht nur beim feinen Abendessen in der wahrlich Alten Stube.
Echtes Bio seit 2007. Klimaneutral seit 2019. Viel Holz. Vorarlberger Bau(haus)-Style. Pool mit eigenem Quellwasser. Die Kesslers haben immer schon die Zeichen der Zeit erkannt. Heute schafft das Chesa Valisa die feine Balance aus Walser-Tradition und Ayurveda-Zeitgeist. Genuss ist hier die einfache (aber doch schwierige) Gleichung aus Entspannung, Aktivität und Kulinarik. „Im Winter kann man direkt am Hotel mit Schneeschuhen losziehen“, sagt Magdalena Kessler. Wie gesagt: Der Dorflift führt direkt am Hotel vorbei. Wer zur grenzüberschreitenden Skisafari zwischen Kanzelwand und Fellhorn will, nimmt den Skibus. Und zur Selbstbelohnung nach so viel Action gibt’s den AlpinSPA – und zweimal am Tag Yoga.
„Wir sind vier Kinder. Ich bin die jüngste“, erzählt Magdalena Kessler. „Unsere Eltern haben schon früh gefragt, wer die Gastgebertradition unserer Familie weiterführen möchte.“ Der Übergang war ein fließender. Und Corona? „Jeder sitzt in seinem Boot auf dem gleichen Ozean. Und der war ziemlich stürmisch. Entscheidend ist, wie gut dein Boot gerüstet ist. Gut, wenn es nicht vorher schon Löcher hatte. Unseres ist klein und stabil.“ Und hat Strahlkraft.
Naturhotel Chesa Valisa
Gerbeweg 18
A-6992 Hirschegg/Kleinwalsertal
info@naturhotel.at
Tel. 0043.551754140
www.naturhotel.at
„Ich will ein Hotel, in dem ich selbst gerne Urlaub machen würde“, sagt Hans-Jörg Lingg im herrlichen Allgäuer Dialekt. Zusammen mit seiner Frau Sabine führt der 60-Jährige das Vier-Sterne-Superior-Hotel „Bergkristall“. Untertitel: „Mein Resort im Allgäu“. 2022 erst eröffneten die Linggs ihre acht luxuriösen Natursuiten. „Unsere Gäste sehnen sich einfach nach viel Platz und Ruhe.“ Und genau davon hat das Bergkristall, das sich an einen Sonnenhang in der Nähe von Oberstaufen schmiegt, mehr als genug. Angefangen hat alles in den 50er Jahren …
Wo heute anspruchsvolle Urlaubsgäste in dem 149-Betten-Top-Hotel residieren, stand noch in den 50er Jahren ein kleiner Bergbauernhof. „Meine Vorfahren hatten neun Kühe, zwei Schweine und ein Pferd“, erzählt der Hotelchef. 1967 wagten seine Eltern dann den Schritt von der Landwirtschaft in die Gastronomie. Sie eröffneten ein Ausflugslokal, das „Bergstüble“. Das wurde in den folgenden Jahren immer beliebter. Auch, weil Hans Lingg, der „Jodlerwirt“, weit über die Grenzen Oberstaufens hinaus bekannt war. Sein Motto: „Wirtschaft heißt Wirtschaft, weil der Wirt schafft.“ Bald erweiterte er mit seiner Frau Hedi das Haus und machte aus dem Brotzeitstüble ein Kur- und Ferienhotel. Und dann kam der Wellness-Boom.
1993 übernahmen Hans-Jörg und Sabine das Bergstüble mit seinen 45 Betten von seinen Eltern – und tauften es in „Bergkristall“ um. „Der neue Name symbolisiert genau unsere Werte: Licht, Kraft, Harmonie und Klarheit“, sagt Hans-Jörg Lingg. Die beiden jungen – Hans-Jörg ist gelernter Koch, Sabine Hotelkauffrau – setzten von Anfang an aufs Thema Wellness. „Bevor der große Wellness-Boom nach Oberstaufen kam, hatten wir schon einen Innenpool.“ Und heute ist der neue Infinity-Pool von 2018 der wahrscheinlich spektakulärste im Allgäu.
Und wie geht die Familiengeschichte der Linggs weiter? Die beiden Söhne Sebastian (31) und Johannes (28) stehen in den Startlöchern und arbeiten nach ihren Ausbildungen seit drei Jahren im Haus. „Meine Eltern haben uns das Bergstüble übergeben, als sie erst 59 und 54 Jahre alt waren“, sagt Hans-Jörg Lingg. „Mal schauen, wie lange die Jungen uns noch wollen …!“ Sagt’s und lacht mit seinem herrlichen Allgäuer Dialekt.
Bergkristall – Mein Resort im Allgäu
Willis 8
87534 Oberstaufen
wellness@bergkristall.de
Tel. 08386.9110
www.bergkristall.de