Der Allgäuer Bergwald bietet ein echtes Naturerlebnis, eine Tour dorthin ist ein guter Regentipp für das Oberallgäu rund um Immenstadt mit viel Geschichte zur Burgenregion Allgäu.
Wandern im Allgäu ist immer schön. Doch manchmal sind Wind und Wetter nicht unbedingt die besten Bergkameraden für die anspruchsvollen Touren, da braucht man was Einfacheres, was trotzdem Freude macht. Und am besten bei jedem Wetter funktioniert. Wie zum Beispiel die Tour zu den Burgruinen Rothenfels und Hugofels oberhalb des blitzblauen Alpsees bei Immenstadt. Ein kleiner Wandertipp im oberen Allgäu …
Verwunschener Wanderweg im Allgäu
Wir starten am Parkplatz Kleiner Alpsee und biegen schon nach wenigen Metern stadteinwärts an der Missener Straße entlang in einen kleinen grünen Hohlweg, der uns sofort in die Natur eintauchen lässt.
Kurvig geht es sofort über Stock und Stein den Berg hoch, dass fast Kraxelfieber aufkommt. Dann ein kurzes Stück links durch den Wald über Wurzeln und zwischen dicken Stämmen hindurch, mit einem Holzsteg über einen leise plätschernden Bach und schon sind wir am bildhübschen Gut Rothenfels angekommen, das zwischen den beiden Burgruinen liegt.
Nun die Qual der Wahl: erst nach links hinter dem Stadel durch zur Ruine Rothenfels oder nach rechts am Kruzifix vorbei auf den Hugofelsen?
Zuerst Rothenfels. Nach einem kleinen Steig, der einen fast schwindelerregenden Blick auf Immenstadt bietet, erreichen wir die frühere Burg, deren Reste heute ganz in einem wunderschönen Buchenwald liegen. Wie eine Kuppel wölben sich die Zweige über uns und strahlen eine fast sakrale Ruhe aus.
Naturdom unter Buchen, Waldbaden im Allgäu
Folgt man den Bruchstücken der ehemaligen Burgmauer entlang, spürt man nahezu, wie trutzig sie sich einst auf dem Bergsporn oberhalb des Städtchens und des Sees erhoben hat. Wer mehr zur Geschichte der historisch wichtigen Burganlage wissen möchte, findet alles direkt vor Ort auf Infotafeln der Allgäuer Burgenregion. Nach einem kurzen Weitblick über den Alpsee kehren wir zurück zur Gut Rothenfels für den zweiten Burgteil.
Hinter dem Allgäu-typischen Nagelfluhfelsen und einem traditionellen Eisenkruzifix schlängelt sich der nächste Pfad in den Wald hinauf zur Ruine Hugofels. Achtung, er ist stellenweise ausgesetzt. Oben werden wir nach Süden das Illertal entlang mit einem faszinierenden Blick Richtung Allgäuer Alpenhauptkamm belohnt.
Steil fällt der Bergwald zu unseren Füßen Richtung Tal ab. Ein Gefühl unermesslicher Tiefe bekomme ich auch, als ich hinter uns in das eingemauerte Untergeschoss mit Zisterne hinabschaue, dessen Schwärze unergründlich scheint.
Auf dem Alpsee segeln und Herbstwandern, der Wanderherbst Allgäu lockt mit abwechslungsreichen Wandertouren auch Familien mit Kindern in die Natur
Wir machen eine kleine Rast auf halber Höhe und genießen Seele und Beine baumelnd wieder das sanfte Panorama nach Westen über den Alpsee Richtung Oberstaufen und Bodensee.
Über Graf Hugo von Montfort, der dem Hugofelsen seinen Namen gab, erfahren wir per zweiter Infostele noch allerlei Wissenswertes und staunen, dass die beiden Burgruinen eigentlich einmal eine einzige, kunstvoll konstruierte und langgezogene Burganlange hoch über dem Tal gewesen waren. Das Mittelalter und seine gewaltige Baukunst, die dem Allgäu auch den Namen Burgenregion gaben, sind auf einmal ganz nah.
Uns lockt aber jetzt der Große Alpsee und der Ausblick auf einen Kaffee an der Promenade. Oder doch noch eine Runde in die Sauna? Der kurze Ausflug lässt noch genügend Zeit, um neben Aktivzeit noch Entspannung zu genießen.
Über einen breiten Teerweg wandern wir durch sanfte Allgäuer Wiesen zurück ins Tal. Dazu sind wir bei Gut Rothenfels rechts in das kleine Sträßchen bergab eingebogen. Alte Eichen und Buchen grüßen über die typischen Hochmoorflecken, uns heute wie wohl vor Jahrhunderten Ritter, Reiter und Fußvolk. Wer hier wohl allen schon vorbeigekommen ist, darüber lässt sich sicherlich nachher bei einem Apéro am Kaminfeuer herrlich spekulieren …
Ein Wiesenweg zeigt die sanfte Seite der Natur und lässt den Kopf frei kriegen
Wir legen noch einen Gang zu und sind sportlich in kurzer Zeit in Bühl und zurück am Ausgangspunkt. Ein nettes Toürle, sagt der Allgäuer zu so einer Runde. Mein Begleiter möchte zum Joggen mit Höhenmetertraining gerne wieder zurückkommen, mich begeistert der Gedanke an die wechselnde Stimmung unter dem Buchenblätterdach zu allen Jahreszeiten. Für heute sind wir tiefenentspannt und hochzufrieden: Natur und Freiraum in Ruhe genießen, wandern und in die vielfältige Geschichte des Allgäus eintauchen, das tut einfach gut.
INFOBLOCK
Start- und Endpunkt: Parkplatz Missener Straße/Kleiner Alpsee, 87509 Immenstadt
Länge und Dauer der Tour: Rundweg ca. 3,5 Kilometer über Naturpfad und Teerweg. Achtung: festes Schuhwerk und Trittfestigkeit notwendig. Ca. 100 Höhenmeter. Reine Gehzeit ca. 50 Minuten
Über den Teerweg auch geeignet für Kinderwägen und Fahrräder bis zum Gut Rothenfels. Eine Alternative und längere Rundtour zur Stadtmitte Immenstadt ist auch möglich. Weitere Informationen bei der Ferienregion Alpsee-Grünten.